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Johnny Miller - Was am Boden oft verborgen bleibt
Lesezeit: 12 Minuten - 21. März 2024 - von Christina Thomas

Schnappschuss 68: Was am Boden oft verborgen bleibt

Aus dem neuen Schnappschuss: "Behind the Scenes"

Die meisten Menschen kennen die Stadt, in der sie leben, wie ihre Westentasche. Zumindest würden sie das behaupten, würden sie danach gefragt werden. Doch wie genau kennen wir unsere nähere Umgebung wirklich? Vor allem abseits der täglichen Routen und jenseits der Häuserfassaden. Wissen wir, wer die Menschen sind, die nur wenige Kilometer von uns entfernt wohnen? Kennen wir sie? Was wissen wir über ihre Geschichten?

Foto: Johnny Miller. Das erste Bild der Unequal-Scenes-Reihe

In seinem Projekt Unequal Scenes macht der in Südafrika und den USA lebende Fotograf Johnny Miller Seiten von Städten sichtbar, die vielen Menschen verborgen bleiben. Dies geschieht vor allem durch eine neue Perspektive, die zeigt, wie nah zwei Welten einander oft stehen, die verschiedener kaum sein könnten.

Die Geschichte von Unequal Scenes begann im Jahr 2016. Inspiriert von der Schönheit seiner Wahlheimat Südafrika beschloss Johnny, die Umgebung mit seiner neuen Drohne zu erkunden. Die Drohne ermöglichte ihm eine völlig neue Perspektive: Das vom Boden aus begrenzte Sichtfeld erweiterte sich. Mauern, Zäune, breite Straßen, Moore und Flüsse - all dies stellte dank der Drohne kein Hindernis mehr dar und ermöglichte ihm nicht nur einen nie dagewesenen Überblick, sondern erstmals auch einen Blick in die Welt jenseits der bekannten Pfade. So hatte er seine Wahlheimat noch nie gesehen.

Eines der entstandenen Fotos veröffentlichte er in einem Post auf seiner Facebook-Seite. Der Post ging viral: Noch in derselben Nacht wurde er von mehreren Tausend Menschen gesehen, kommentiert und geteilt. Denn was die Menschen sahen, regte sie zum Nachdenken an. Das Bild zeigte einen Teil von Masiphumelele, einem etwa 20 km südlich von Kapstadt gelegenen Township. Etwa 38.000 Menschen leben schätzungsweise dort, die meisten von ihnen in Blechhütten ohne fließendes Wasser und auf engstem Raum. Aufgrund des Platzmangels sind auch einige der Hütten im sumpfigen Moorgebiet am Rande des Townships gebaut, die bei Regen regelmäßig unter Wasser stehen. Nur 200 m entfernt, auf der anderen Seite des Moores, bietet sich ein ganz anderes Bild: Hier liegt, gesichert durch einen elektrischen Zaun nebst Wachhaus, Lake Michelle. Ein beliebtes, idyllisches Urlaubsziel, in dem eine der großzügigen Immobilien mehrere Millionen südafrikanische Rand kostet.

Mit diesem Blick hinter den Zaun ermöglicht die Drohne einen neuen, vollständigeren Blick auf die Realität. Johnny Millers Bilder und Videos laden uns dazu ein, genauer hinzusehen und damit einen Blick hinter die glänzende und glamouröse Fassade so manchen Ortes zu werfen.

Foto: Johnny Miller. Der Strand in Nungwi auf Sansibar

Luxuriöse Strandhotels in Nungwi auf Sansibar mit Übernachtungspreisen von 7.000 Dollar pro Nacht verhelfen so manch Supperreichem zu einem unvergesslichen Urlaub in einem Paradies mit kristallklarem Wasser und weißen Sandstränden, belasten jedoch zeitgleich ihre direkte Umgebung sowie die lokale Bevölkerung aufgrund ihres hohen Strom- und Wasserverbrauchs enorm. Studien zufolge verbrauchen die Touristen hier täglich die 16fache Wassermenge der lokalen Bevölkerung. Ähnlich sieht es auf der beliebten Insel Bali aus, wo etwa 65% des gesamten Wasserverbrauchs auf die Tourismusbranche entfallen.

Arm und reich. Direkt nebeneinander und doch so weit voneinander entfernt. Deutlich erkennbar sieht man diese Gegensätze in Mumbai, wo sich Wolkenkratzer, erbaut für mehrere Millionen Dollar, in direkter Nachbarschaft zu riesigen Slums befinden, deren Bewohner mit Hilfe blauer Planen vor dem Monsunregen Schutz suchen. Ein ähnliches Bild bietet sich in Brasillien, wo in vielen Städten, wie Z. B. in Rio de Janeiro, Favelas von neuen, schicken Hochhäusern und Bürogebäuden überragt werden.

Foto: Johnny Miller. Immobilienboom in Manila, luxuriöse Eigentumswohnungen in BGC stehen den einfachen Häusern der in Makati lebenden Personen direkt gegenüber
Foto: Johnny Miller. Pondok, im Süden von Jakarta

Derart deutliche, schreiende Ungleichheiten werden nicht selten auch durch die physische Infrastruktur vor Ort verdeutlicht, wie Millers Aufnahmen eindrucksvoll zeigen. So dienen immer wieder mehrspurige Straßen als klare Trennlinien zwischen bescheidenen Hütten und modernen Wolkenkratzern, z. B. in der philippinischen Hauptstadt Manila, in der etwa 1,7 Millionen Menschen leben.

Auch in den Bildern der indonesischen Hauptstadt Jakarta fungieren Flüsse und Grünstreifen als Trennlinien zwischen den ungleichen Wohnvierteln dieser von Gegensätzen geprägten Stadt.

Foto: Johnny Miller. Die Cantagalo Favela überragt eine der teuersten Wohngegenden in Rio de Janeiro

Mit seinen Bildern und Videos möchte Johnny Miller jedoch nicht nur die Ungleichheit unserer Welt aufzeigen, sondern vor allem eine Verbindung zwischen den Menschen herstellen, die in nächster Nähe zueinander leben - und sich dennoch nie begegnen.

Er reist um die Welt, um die Geschichte derjenigen zu erzählen, die oft übersehen werden. Seine Bilder ermutigen uns, die Augen nicht zu verschließen, genauer hinzuschauen und andere Perspektiven einzunehmen. Es sind Bilder, die uns auffordern, zu handeln und uns gemeinsam dafür einzusetzen, die Welt ein bisschen gerechter zu machen.

weitere Infos und mehr Werke des Künstlers:

Johnny Miller
Instagram: @johnny_miller_photography
Webseite: www.milllefoto.com
Unequal Scenes: www.unequalscenes.com

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