Hands on Canon EOS R1 - Die Nummer Eins für Sport?
Heute ist ein großer Tag für Canon-Fans und alle, die es vielleicht werden wollen. Denn nach Jahren der Hoffnung, Geduld und vielleicht auch Ungewissheit stellt Canon gleich zwei neue Flaggschiff-Kameras vor: Die EOS R1 und die R5 II.
Wir durften ein bisschen Zeit mit beiden Kameras verbringen und zeigen euch in diesem Blogbeitrag mit Video, was die neue R1 so besonders macht. Unser ausführliches Review zur R5 II findet ihr hier.
Aber kommen wir hier erst einmal zur Nummer eins. Diese Zahl trägt die neue R1 nicht umsonst, denn sie ist mit Abstand Canons leistungsstärkste Kamera. Sie ist kein direkter Ersatz der R3, sondern steht vielmehr noch eine Ebene darüber, richtet sich vor allem an Sportfotografen und bietet damit den lang ersehnten Ersatz für die bisher noch immer viel und gern genutzte Canon 1DX.
Mit der R1 möchte Canon also die hohen Ansprüche der Sportfotografie erfüllen, gab es doch nach der Vorstellung der R3 Ende 2021 noch einige offene Punkte. Denn auch wenn die R3 ohne Zweifel eine beeindruckende und leistungsstarke Kamera ist, scheint sie leider nicht die perfekte Lösung für die Sportfotografie zu sein. Was die neue R1 hier anders macht, schauen wir uns jetzt einmal genauer an.
1. Body und Design
Bei der neuen EOS R1 hat Canon eigentlich so ziemlich alles überarbeitet und verbessert. Das beginnt schon beim Body-Design. Auch, wenn der Body und insbesondere die Bedienung der R3 insgesamt zufriedenstellend waren, gab es da doch einige Mankos, an denen Canon jetzt gearbeitet hat. Die R3 liegt zwar gut in der Hand, kann aber auch ab und an mal etwas rutschig werden. Das wurde durch eine deutlich markantere Struktur bei der R1 jetzt deutlich verbessert. Die Kamera liegt wirklich extrem gut in der Hand.
Das Bedienkonzept der R3 hat Canon in der neuen R1 aber zum Glück fast genau so übernommen und nur kleinere Punkte auf Basis des Nutzerfeedbacks verändert. Ein paar Funktionsknöpfe sind jetzt besser erreichbar und auch weniger versehentlich bedienbar.
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Canon EOS R1 Gehäuse
- 24,2 Megapixel Back illuminated Stacked Sensor
- CMOS-Vollformatsensor
- Reihenaufnahmen mit bis zu 40 B/s
- 6K RAW Video bis 60p
- DIGIC Accelerator
- Eye Control AF der nächsten Generation
- 0,64 Zoll OLED elektronischer Farb-Sucher
1.1 Sucher und Eye-Tracking
Was beim Blick auf die Rückseite der Kamera sofort ins Auge springt, ist der wirklich massive Sucher (EVF). Der ist mit 9,44 Millionen Bildpunkten nicht nur höher aufgelöst, sondern hat auch eine verbesserte Vergrößerung. Den vielen Platz brauchen die zahlreichen Sensoren im Sucher, die für das Eye-Tracking zuständig sind.
Das Eye-Tracking kennen wir schon aus der EOS R3; jetzt ist es auch bei der R1 - und auch der R5 II - mit an Board. Das Eye-Tracking ermöglicht die Steuerung des Autofokuspunktes direkt mit dem eigenen Auge im Sucher. Im Vergleich zur R3 hat Canon das Feature hier aber noch einmal deutlich überarbeitet und weiterentwickelt.
Damit ist Eye-Tracking jetzt nicht nur noch schneller und zuverlässiger, sondern funktioniert nach einer Verfeinerung der Kalibrierung im Menü auch super mit einer Brille - und sogar mit einer Sonnenbrille. Natürlich ist der Sucher auch blackoutfrei und unterstützt eine Bildwiederholrate von 120 Bildern pro Sekunde.
1. 2 Speicherkarten und Bildübertragung
Ein Aspekt, der viele Profis an der R3 gestört hat, waren die Speicherkarten-Slots. Für viele Fotografinnen und Fotografen ist ein hybrides Speichersystem zwar wichtig, für viele Profis ist es aber auch hinderlich. In der R1 können jetzt also zwei CFexpress Karten genutzt werden.
Die Bildübertragung wurde aber auch verbessert. Der Ethernet-Port bietet jetzt eine schnellere Datenübertragung und auch der WIFI Chip wurde auf WIFI 6E geupgraded. Zusätzlich kann die Kamera auch selbstständig von Ethernet auf WIFI wechseln, wenn eines von beiden nicht mehr verfügbar ist und auch automatisch zwischen verschiedenen, bereits vorhandenen Access-Points switchen.
1. 3 Sensor und Geschwindigkeit
Kommen wir nun zum Kern der Kamera: Dem Sensor. Bei der R1 setzt Canon weiter auf eine Auflösung von effektiv 24 Megapixeln, hat aber eigens für diese Kamera einen komplett neuen Sensor entwickelt. Dabei handelt es sich um einen rückwärtig belichteten Stacked CMOS Sensor mit Dual Pixel AF. Das klingt nicht nur ziemlich gut, sondern kann in Kombination mit dem DIGIC X Prozessor und dem DIGIC Accelerator auch ordentlich was und ermöglicht einen schnelleren und präziseren Autofokus, eine höhere Serienbildrate und auch einen reduzierten Rolling Shutter.
Damit kann die EOS R1 jetzt bis zu 40 Bilder pro Sekunde machen, was auf dem Papier vielleicht erst einmal nach wenig klingt, für die Praxis aber sicherlich ausreichend ist.
Was Canon an der neuen R1 auch verbessert hat, ist die Belichtungsmessung. Die ist jetzt deutlich feiner, was bedeutet, dass selbst kleine Motive präziser gemessen werden und die Belichtung dementsprechend angepasst werden kann.
2. Computational Photography
Für all diejenigen, denen die 24 Megapixel aber vielleicht doch ab und zu etwas zu wenig sind, gibt es eine gute Nachricht, denn die neuen Prozessoren ermöglichen einige smarte KI-gestützte Features:
2.1 Upscaling
Eine dieser Funktionen ist das sog. Upscaling. Mit dieser Funktion können ausgewählte Bilder von der Speicherkarte aus direkt in der Kamera auf die vierfache Auflösung hochskaliert werden. Das mag jetzt vielleicht erst einmal nach einem nicht allzu guten Kompromiss, weil künstlich klingen, bringt am Ende aber tatsächlich ein schärferes Bild.
Gerade, wenn man die Seitenverhältnisse des Bildes anschließend noch einmal verändern möchte, kann die hierbei verlorengegangene Auflösung durch das eben erwähnte Upscaling ganz einfach wieder kompensiert werden. Das fertige Bild wird dann als JPEG in der Kamera abgespeichert und kann so sofort geteilt werden. Gerade für die Sportfotografie ist das extrem spannend.
2.2 KI-Rauschunterdrückung
Die KI-gestützte Rauschreduktion, wie man sie aus diversen Bildbearbeitungsprogrammen kennt, ist bei der neuen R1 auch mit an Board. Wie viele Details und auch wie viel Schärfe bei der Rauschreduktion hier zurückkommt, ist wirklich beeindruckend! Wer also mal versehentlich den ISO-Wert etwas zu hoch eingestellt hat, hat hier direkt in der Kamera die Möglichkeit, das Bild zu retten.
3. Autofokus
Was in der neuen R1 auch deutlich smarter geworden ist, ist das Autofokus-System. Schon auf der Sensor-Ebene hat Canon hier den Autofokus deutlich verbessert. Der neue Sensor bietet nämlich den sog. Kreuz-Typ Autofokus, bei dem der Autofokus das Bild nicht nur nach vertikalen Linien abtastet, sondern zusätzlich einen um 90 Grad gedrehten Pixel nutzt, um auch horizontale Linien erkennen zu können. Das macht den Fokus präziser und schneller in der Erkennung.
Neben der Schnelligkeit ist aber natürlich vor allem wichtig wo der Fokus liegen soll - und genau an dieser Stelle kommt wieder die Kombination des DIGIC X Prozessors mit dem neuen Accelerator ins Spiel.
Zusätzlich zum Eye-Tracking im Sucher gibt es noch zwei weitere wichtige Features für den Autofokus:
Das erste ist die Möglichkeit, bestimmte Personen in der Kamera zu registrieren, um eine automatische Priorität bei mehreren Personen zu setzen. Die wohl spannendste Verbesserungen beim Autofokus ist aber wahrscheinlich die neue Action Priority.
3.1 Action Priority
Ist die Action Priority aktiviert, können wir der Kamera genau sagen, welche Sportart gerade fotografiert wird, um die volle Intelligenz des Autofokus ausnutzen zu können.
Befindet sich also z. B. bei einem Basketballspiel der ballführende Spieler bei eingeschalteter Action Priority im Fokus, erkennt die Kamera den Basketball und kann diesen auch verfolgen. Sie erkennt dabei aber nicht nur einfach den Ball, sondern den Spieler, der aktuell in Ballbesitz ist.
Dementsprechend erkennt sie somit auch, wenn der Ball abgespielt wird und wechselt den Fokus so auf den neuen Spieler mit Ballbesitz. Aktuell gibt es die Action Priority für die Sportarten Fußball, Basketball und Volleyball. Wir hoffen allerdings, dass Canon hier noch einige Sportarten hinzufügen wird.
4. Video
Das Thema Video hat Canon in der neuen EOS R1 natürlich auch nicht vernachlässigt. Aufnahmen in 4K mit bis zu 120fps und 4K mit 6K Oversampling bei bis zu 60fps sind hier gar kein Problem! Wer wirklich alles aus dem Sensor herausholen möchte, kann auch 6K mit bis zu 60fps in RAW intern aufzeichnen.
Natürlich auch mit an Board sind Canons LOG Profile, mit denen die Kamera auch sehr gut neben Cinema-Kameras genutzt werden kann.
Darüber hinaus gibt es noch ein weiteres tolles Feature: Dual Shooting. Ist diese Funktion aktiviert, können während der Videoaufzeichnung zusätzlich JPEGs aufgenommen werden - und das auch in Serie! Neben der Sport-Dokumentation ist das auch für die Portrait- und Fashionfotografie besonders interessant. Wie das in der Praxis genau funktioniert, könnt ihr euch auch in unserem Review der neuen Canon EOS R5 II anschauen.
5. Fazit
Das Warten hat sich gelohnt! Die neue Canon EOS R1 ist vor allem für die Sportfotografie ein echtes Flaggschiff, das aktuell bei den Olympischen Spielen unterwegs ist und auch schon während der Fußball-Europameisterschaft ausgiebig von ausgewählten Sportfotografen auf Herz und Nieren getestet wurde. Es bleibt also spannend, welche Veränderungen noch bis zur Auslieferung der Kamera gegen Ende des Jahres dazu kommen.
Viele der hier besprochenen Features haben auch ihren Weg in die neue Canon EOS R5 II gefunden, die wir uns natürlich auch einmal genauer angeschaut haben. Außerdem solltet ihr auch unseren ausführlichen, exklusiven Live-Talk zu den beiden Neuheiten unbedingt ansehen: